Das reiche Venezuela so arm oder die Lagune von Sinamaica

Wir hätten nie so viel Einblick in die aktuelle Situation von Venezuela und die vielen Dinge, die hier schief gehen bekommen, wären wir nicht mit der Direktorin von Benposta Venezuela unterwegs gewesen. Maria Luisa setzt sich seit Jahrzehnten in der Region für die Menschen- und Kinderrechte ein. Venezuela gehört eigentlich zu den reichsten Ländern der Erde mit seinen vielen Bodenschätzen, insbesondere dem Erdöl. Venezuela hat sogar mehr Erdöl als Saudi-Arabien! Verstaatlichung und Misswirtschaft zwingen aber auch zunehmend diese Industrie in die Knie. Die Produktivität ist seit Jahren eher rückläufig… Ein sehr guter aktueller Artikel hierzu in der Zeit: „Die goldene Gans kollabiert„.

Leider ist es aber so, dass dieser Reichtum ganz und gar nicht bei den Menschen ankommt. Die sozialistische Revolution, das Ende der Armut und die angebliche „Vollalphabetisierung“ (Analphabetenquote = „0“) klingen wie hohle Phrasen, wenn man etwas abseits der Prestige-Projekte in den Ballungszentren sieht. Von den 400 Essensausgabensstellen im Bundesstaat Zulia funktionieren nur 4! Und krank will man in Venezuela gar nicht werden. Wir waren in der Lagune von Sinamaica. Die einzige Krankenstation dort sieht so aus:

In der Lagune hatte Benposta vor einigen Jahren ein funktionierendes Projekt der Kirche übergeben, die es aber verkommen hat lassen. Die Regierung hatte versprochen, den Menschen in der Lagune „richtige“ Häuser zu bauen. Von den 500 zugesagten Häusern wurden gerade mal 50 Vorzeigehäuser fertig gestellt, vom Rest sieht man nur die Stahlträger bzw. Pfähle:

Das härteste kommt aber noch. Nämlich ein kleiner Einblick, wie die Menschen dort leben (müssen).  Das Lagunenwasser ist übrigens gleichzeitig Toilette, Waschwasser und einzige (Trink-)wasser Quelle, obwohl es auch schon von Benzin, das systematisch mit den Booten nach Kolumbien geschmuggelt wird, verseucht ist. Wir haben gesehen, wie dieses neben dem blauen Bottich im Wasser sitzende Mädchen einfach seine Hand ins Wasser getaucht und davon getrunken hat!

Solche Erlebnisse sind sehr einschneidend und lassen unsere Probleme in Europa teilweise Nichtig erscheinen. Klar gibt es bei uns auch Armut und Probleme, aber ich behaupte nicht in so extremen Ausmaß.

Bei solchen Erlebnissen lernt man erst wieder so richtig zu schätzen, wie gut es uns zu Hause geht. Und wie wir uns wieder auf zu Hause freuen! Warme Dusche, fließend (Trink-)Wasser…

Dieser Beitrag wurde unter Venezuela veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert