Besuch bei Benposta Los Frailes Venezuela oder eine Insel der Hoffnung

Nun wieder ein Lebenszeichen von uns, da vielleicht doch hin oder wieder etwas über Venezuela in den Nachrichten kommt. Wir sind am ADW und bekommen von den Protesten hier nichts (mehr) mit. Wo wir sind ist es mehr als ruhig, obwohl die Menschen hier auch mehr als unzufrieden sein müssten mit der Gesamtsituation.

Seit vielen Jahren habe ich schon Kontakt mit Maria Luisa (oder wie sie hier auch genannt wird „der verrückten Schwedin“, obwohl sie eigentlich gebürtige Venezolanerin ist). Sie hat sich vor vielen Jahren in das Projekt Benposta „verliebt“ und arbeitet unermüdlich für die armen Kinder und die Menschen in ihrer „näheren“ Umgebung. Ich unterstütze diese bewundernswerte Frau schon seit längerer Zeit, da ich mir bei ihr 100% sicher sein kann, dass die Spenden auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Sie selbst ist jetzt Witwe und war mit einem sehr gut verdienenden schwedischen Ingenieur verheiratet, von dem sie auch immer wieder Geld für Benposta abgezweigt hat. Nun zu dem großen Abenteuer der letzten Tage:

Los Frailes ist ein sehr abgelegenes Dorf mitten im Nirgendwo. Circa 1 Fahrtstunde von El Mojan, bzw. 2 Stunden von Maracaibo entfernt. Da die Hauptzugangs-Straße kaputt ist, muss man derzeit einen Fluss überqueren, wenn man zu Benposta möchte. Vor 10 Jahren bestand Benposta, das noch ca. 2 km von Los Frailes entfernt ist, aus einem einzigen Haus, das heute als Küche dient. Das Projekt ist inzwischen extrem gewachsen, ist inzwischen fast ein kleines Dorf:

  • Küche
  • Unterkunft für Volontäre
  • Kleines „Geschäft“ für die Leute der Region
  • Krankenstation
  • Zahnarztpraxis
  • Bücherrei
  • 1 Haus für die Jungs von Benposta
  • 1 Haus für die Mädchen von Benposta
  • Gebäude für Handwerk (momentan als Lagerraum genutzt)
  • Kinderkrippe zur Betreuung der kleinsten Kinder
  • Überdachter Multifunktionsraum

Wir haben nach der Führung durch das Dorf Benposta zu Mittag gegessen und anschließend ein herzliches Willkommen durch die Kinder, Präsentation der Regierung  und der Muchachos und eine Zirkusvorstellung bekommen. Angesichts der Verhältnisse, unter denen die Kinder in der Region leben, war dies für mich sehr berührend und sehr gut. Diese Art von Disziplin, die man aufbringen muss, um so etwas zu präsentieren ist in dem Land und vor allem in der Region, wo es fast keine Regeln zu geben scheint, extrem beeindruckend. Die Matten sind alte ausgediente Teppiche und sind viel zu wenig für die teils hohen Sprünge, die sie bei Ihrer Vorstellung zeigen!

Den restlichen Nachmittag habe ich mit den Jungs jonglieren trainiert bis es dunkel wurde. Allein der Sonnenuntergang, den man von der „Trainingshalle“ aus gesehen hat war sensationell. Die Sonne, ein kugelrunder Feuerball, verschwindet am Horizont. Nur die vielen lästigen Stechmücken sind echt mühsam.

Es sind sehr eifrige und fleißige Kinder, die (meist) auch Lernen wollen. Ich denke, der Gründer von Benposta Padre Silva hat Recht, es gibt keine schlechten Kinder, alle haben Talente und möchten Lernen. Klar gibt es auch Ausnahmen. Das Problem ist aber, dass selbst die Kinder, die lernen möchten in dieser abgelegenen Gegend (gleiches gilt für die Isla Zapara und sicherlich viele andere abgelegene Regionen in Venezuela und in der Welt), keine Chance haben. Die Lehrer der staatlichen Schule nebenan kommen und gehen, wann sie gerade Lust haben, die Eltern kümmern sich nicht um die Bildung und schicken die Kinder auf das Feld zum Arbeiten.  Hinzu kommt, dass die staatliche Schule eher einer Ruine gleicht und die Regierung es seit mehr als 10 Jahren nicht geschafft hat, die Schule fertig zu stellen. Ein Armutszeugnis. Maria Luisa hat für Benposta alles selbst finanziert und organisiert durch Spenden von den Freunden von Benposta.

3 Tage habe ich dann hier (ohne die Kajakerin, die mit Maria Luisa bei ihrer täglichen Arbeit begleitet hat) ohne Internet und ohne fließend Wasser verbracht. Das Leben hier ist wirklich kein Spaß, ein Wunder, dass die Volontäre, die ich hierher geschickt habe überhaupt so lange durchgehalten haben! Sie waren zum Teil mehrere Monate hier. Klar irgendwo hat es auch seinen Reiz hier. Nachts ist der Sternenhimmel Atem beraubend, die Natur und Morgenstimmung suchen auch seinesgleichen und die Kinder sind natürlich auch sehr herzig. Trotzdem ist es extrem hart, denn zur Zeit muss man das dreckige Flusswasser zum Waschen nehmen, denn die Regierung bringt das Wasser nicht! Die Kinder trinken das von Benzin verseuchte Flusswasser sogar, da es nichts anderes gibt! Wahnsinn.
Für mich ist Benposta, trotz der widrigen Umstände, doch wie eine Insel der Hoffnung für die Kinder auch wenn noch viel getan werden muss, damit sich dort langfristig wirklich etwas verbessert in dem so reichen, aber irgendwie grundlegend kaputten Land.

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